
3 Männer Podcast
3 Männer Podcast
Der etwas andere Podcast über Emotionen und Dinge, die nicht nur die drei Männer (Dr. Holger Liekefett, Christoph Theile und Christian Sega) im Alltag bewegen.
Hintergründig, mit Tiefgang und doch auch locker und lustig werden spanende Phänomene und Erlebnisse im Alltag rund um unsere Emotionen und Gefühle diskutiert, mit Fakten und erlebten Beobachtungen unterlegt sowie interessante Gäste zu ihrer Meinung und Einschätzung befragt.
Der 3-Männer Podcast klärt auf, analysiert und hinterfragt die „stereotypischen Klischees“ im täglichen Umgang mit unseren Emotionen. Er hilft uns, auf eine ganz andere Art, Emotionen zu erkennen, diese besser zu verstehen oder sie gezielt aktivieren und mit ihnen in jeder Lebenslage souverän umzugehen zu können.
Schreibt uns gern Euer Feedback oder sendet uns spannende Themen, die Euch interessieren: info@3m-podcast.de
3 Männer Podcast
#34 Neurowissenschaften, Coaching und Emotionen aus fünf Perspektiven
🎙️ #34 Emotionen, Hirn & Coaching – Wenn Gefühle zum Wegweiser werden
Drei Männer im Ausnahmezustand. Zwei Gäste entern das Mikro zu den Themen Coaching, Neurowissenschaften und Emotionen.
Premiere im Drei-Männer-Podcast:
Die erste Frau im Drei-Männer Podcast
Fünf Stimmen am Mikro!
Wir freuen uns riesig über unsere beiden Gäste:
🧠 Luca Aimee Kröger, kognitive Neurowissenschaftlerin & Coach – live aus New York
🧭 Jörn Ehrlich, Coach-Ausbilder und emotionaler Kompass seit 30 Jahren
In dieser Sonderfolge sprechen wir über:
💡 Was sind eigentlich Emotionen, Gefühle und Stimmungen – und wie unterscheiden sie sich?
🧠 Welche Rolle spielt das Gehirn bei der Entstehung von Emotionen?
📊 Lisa Feldman Barrett, Damasio, Interozeption, Body-Budget – Wissenschaft trifft Praxis
🌀 Was passiert, wenn Emotionen „einfrieren“? Und was hilft, sie wieder zu lösen?
🛠️ Wie arbeiten Coaches mit Emotionen im Alltag?
– Welche Gefühle sind im Raum, auch wenn sie nicht benannt werden?
– Wie erkennt man als Coach (oder Führungskraft), was wirklich los ist?
🚀 Und:
- Warum Führung ohne emotionale Kompetenz nicht funktioniert
- Wie EBI = EBIT unser emotionales Leadership-Modell prägt
- Was Frauen (und Männer!) brauchen, um in emotionaler Balance zu führen
- Was passiert, wenn Coaches selbst emotional werden – und warum das nicht nur okay, sondern wichtig ist
Zum Abschluss wird’s persönlich:
📌 Wovor haben erfahrene Coaches selbst Angst?
📌 Welche Emotionen fordern sie am meisten heraus?
💬 Schreib uns: info@3m-podcast.de
🌐 Alle Folgen & Infos: www.3m-podcast.de
📲 Mehr zu Coaching & Emotionen: www.globe-of-emotions.com
#3MännerPodcast #Coaching #Emotionen #Neurowissenschaft #Führung #Leadership #Selbstführung #LisaFeldmanBarrett #Damasio #GlobeOfEmotions #FIEL #CoachingAusbildung #EBI #EBIT #Gefühle #Hirnforschung
Weitere Informationen über uns findest du...
Dr. Holger Liekefett =>LinkedIn
Christoph Theile => LinkedIn
Christian Sega => LinkedIn
oder schaue auch gern auf www.eqting.com und www.globe-of-emotions.com und finde viele weitere Informationen rund um das Thema Emotionen
Das Buch zum Thema Emotionen mit dem Globe of Emotions: "Denken wir noch oder fühlen wir schon" von Christoph Theile und Nadja Kahn
Schickt uns Eure Wünsche und Feedbacks an info@3M-podcast.com
Herzlich willkommen zum Drei-Männer-Podcast. Der Podcast über Emotionen und Dinge, die uns bewegen. Immer mit dabei Christoph Theile, Holger Liggefett und Christian Seger und häufig spannende Gäste.
Und los. Ja, da sind wir heute wieder im virtuellen Format zum Drei-Männer-Podcast. Wir freuen uns sehr, genau genommen aber heute nicht drei Männer, sondern wir haben eine Premiere.
Wir sind heute zu fünft, was ein Experiment ist und wir hoffen, dass die Technik stabil bleibt. Wir haben heute vier Männer und eine Frau, eine Dame im Drei-Männer-Podcast und wir sitzen wie immer am Mikro, aber diesmal auch wieder virtuell und verteilt. Wir freuen uns, heute eine Sonderfolge mit euch zu machen, hier im Drei-Männer-Podcast.
Und bevor ich zu viel rede, wir haben heute zwei wirklich sehr tolle, sehr erfahrene Gäste, die sich auch gleich selbst vorstellen. Mit mir sonst sind natürlich Holger und Christoph wieder dabei, die kennt ihr. Aber ich übergebe mal, genau, moin moin und in die Runde.
Und ich übergebe mal direkt an Luca, an dich, ganz kurzes Intro von dir und danach geht es von Luca über Jörn, auch ein kurzes Intro, bevor wir dann um das Thema oder über das Thema diskutieren werden, Emotionen und Hirnforschung und was wir sonst noch so im Petto haben. Schauen wir mal. Und Luca, du hast heute irgendwie ein ganz besonderes Setting, habe ich gerade gehört.
Vielen Dank, vielen Dank, dass wir hier sein dürfen. Ich freue mich auch sehr. Das besondere Setting, um den Spannungsbogen nicht zu groß zu halten, ist, dass ich mich heute aus New York dazuschalte und Holger und ich haben es vorab kurz schon angesprochen.
Wie geil ist das bitte, dass das geht? Ja, das stimmt, absolut. Und zu meiner Person ganz kurz nur, ich bin von der Ausbildung her Psychologin und kognitive Neurowissenschaftlerin und habe dann meine Coaching-Ausbildung gemacht. Das heißt, ich hoffe, ich kann einen wertvollen Beitrag heute zur Diskussion leisten und die Wissenschaftsbrille hier und da mal aufsetzen.
Mal sehen, was hier passiert. Ich bin gespannt. Ja, super, vielen lieben Dank.
Dann kann ich übergeben an Jörn und Jörn und mich und Jörn und Christoph zumindest. Ich glaube, bei Holger ist es nicht so. Verbindet eine Gemeinsamkeit.
Christoph und ich haben unsere Ausbildung unter anderem bei dir gemacht, Jörn. Einen wunderschönen guten Abend. Erzähl doch mal.
Ja, guten Abend auch von meiner Seite aus. Ich bin Jörn Ehrlich und bin jetzt seit über 30 Jahren in diesem Coaching-Geschäft tätig und habe dementsprechend auch so die ein oder andere Erfahrung gemacht, sowohl im Business-Umfeld als auch im privaten Kontext. Und Christoph und Christian, ich freue mich sehr, auch Holger, dass ihr mich eingeladen habt, hier einen Beitrag zu leisten, der dann hoffentlich auch als sinnhaft gefunden wird.
Ganz bestimmt sogar. Schön, wow. Christoph und Holger, euch brauche ich nicht vorzustellen, wie immer hier im 3-Männer-Podcast, die anderen beiden Hosts.
Und insofern freuen wir uns, dass ihr beide da seid und wir werden mal gucken, was wir heute zustande bekommen. Wir haben euch eingeladen und dann fangen wir mal direkt an. Wir gerne mal eure Sicht haben wollen und verstehen wollen, wie ihr das Thema Emotionen seht.
Ihr habt ja einen sehr unterschiedlichen Kontext. Ihr habt viel Erfahrung, Studium und auch Coaching und Ausbildung, alles dabei. Und wir drei hier haben ja so das Thema Emotionen und Gefühle und drei Männer reden darüber.
Das ist schon sehr besonders, heute mit unserer ersten Frau. Insofern interessiert es uns. Jetzt müssen die Männer auch noch vor einer Frau über ihre Gefühle reden.
Ich glaube, das war eine Herausforderung. Luca, kannst du ja mal den Aufschlag machen und sagen, wenn du an Emotionen denkst, denkst du an? Wenn ich an Emotionen denke, denke ich an etwas sehr Grundlegendes, etwas ganz Fundamentales, was eigentlich in alle Lebensbereiche mit hineinspielt. Sowohl in die zwischenmenschlichen, also wie ich mit anderen Menschen zusammen mich verhalte, gemeinsam mich verhalte, wie ich mit denen in Beziehungen gehe, im Beruflichen, wie ich da sozusagen mich weiterentwickele, fortentwickele und zurechtkomme.
Und aber vor allem auch intrapersonell, also in mir selbst, wie ich mit mir selbst mich in Verbindung setze und verhalte. Interessante Sichtweise, ja, schön. Vielleicht noch eine kurze Ergänzung als Wissenschaftlerin.
Wie bewertest du da das Thema Emotionen? Also die kurze Antwort wäre, ich weiß, dass ich nichts weiß oder ich weiß, dass wir alle nichts wissen. Und die längere Antwort wäre, in den Neurowissenschaften sind die sogenannten affektiven Neurowissenschaften, die sich mit den Emotionen beschäftigen, noch recht neu und ein total tolles Feld. Und ich würde mir wünschen, dass da auch noch mehr Aufmerksamkeit drauffällt.
Manchmal gibt es so ein Gefühl von, dass es so ein bisschen die kleine Schwester ist von den anderen großen Themen der Kognition in der Neurowissenschaft, die sich in Erinnerung, Intellekt oder sonstigen Geschichten auseinandersetzen. Und es ist total spannend, weil es so viele Theorien gibt, die parallel existieren, die, denke ich, auch parallel eine Berechtigung haben und wir sozusagen auf dem Weg dahin sind, dass die vielleicht auch irgendwann zusammengeführt werden. Also das würde ich vielleicht noch auf der Ebene so sagen.
Das lässt hoffen auf jeden Fall, wenn das der Weg ist. Ich finde einfach dieses Thema Emotionen, das ist so unklar immer noch. Es gibt so viele unterschiedliche Sichten drauf.
Ich bleibe noch mal ganz kurz bei dir, das Thema, wenn du den Unterschied benennen müsstest zwischen Emotionen und Gefühlen. Und Stimmung. Da müssen wir dann aber gleich hier mit einbeziehen.
Auf jeden Fall, na klar. Sehr gerne. Also aus meiner Sicht sind oder ich kann, ich habe es vorhin schon gemacht, einmal ein Zitat von Antonio Damasio dazu bemühen zum Thema Emotionen und Gefühlen.
Was ich total spannend finde, ist der sagt Gefühle sind unsichtbar und privat und Emotionen sind sichtbar und meistens auch öffentlich zugänglich. Was ich eine total spannende Unterscheidung finde. Und er sagt auch Gefühle basieren praktisch auf unserer Interzeption.
Was etwas ist, würde ich super gerne auch noch drüber sprechen. Die Interzeption ist unsere Fähigkeit, in unseren eigenen Körper zu schauen. Und diese körperlichen Signale werden ans Gehirn weitergegeben und dort eben verarbeitet und im Kontext in einer Situation zu einem Gefühl bewertet.
Das Gefühl kann so etwas sein wie hungrig sein. Auch das ist ein Gefühl, kann aber eben auch deutlich kognitiver und deutlich sozusagen kulturell geprägter zu sowas abstrakterem werden wie Scham. Jörn, wenn du an das Thema denkst und natürlich haben wir dich hier drin auch als den Coaching-Experte natürlich 30 Jahre im Field-Kontext.
Du hast da alles gesehen und erlebt oder sagen wir mal vieles, alles noch nicht, aber so viel. Und ich vermute, es war auch schon sehr emotional. Ja, es war sehr emotional, das stimmt.
Und interessanterweise sind das dann auch die Erinnerungen, die haften geblieben sind. Das weist ja schon mal auf etwas ganz Zentrales hin. Emotionen scheinen also unterschiedliche Befähigungen auch im Gehirn oder im Körper auszulösen.
Und eine davon ist eben auch die Fähigkeit, sich an Dinge zu erinnern, also die Merkfähigkeit zu erhöhen. Und die Frage war ja, was ist der Unterschied zwischen Emotionen, Gefühlen und Stimmung? Also ich würde das eher zeitlich definieren wollen, weil ich finde, wir befinden uns ja permanent auf einem prozessualen Weg. Unsere Gemütslage verändert sich ja sekündlich.
Und unser Körper tastet sich sowohl im Außen als im Innen ab und versucht sich daraus irgendwie ein Bild zu machen. Also formt daraus Wirklichkeit und antizipiert daraus dann auch mögliche Zukunftsoptionen, die entweder eintreten können oder nicht. Und wenn ich jetzt also von Emotionen spreche, dann würde ich sagen, das ist wesentlich kurzlebiger als ein Gefühl.
Und vor der Emotion kommt für mich noch ein anderes Wort, das würde ich nennen die Befindlichkeit oder eine Empfindung. Das kommt ja aus dem lateinischen Emp-, im Innen-, Findung, also etwas im Innenfinden. Und Gefühle sind ein Stück länger und damit auch beobachtbarer und auch verwörterbarer.
Das ist ja schon mal ganz gut, weil dann setzt irgendwann ja auch das Momentum an von Regulationsfähigkeit. Also Empfindungen sind sehr schwer zu regulieren. Das ist vielleicht was für Yogis, aber nicht für normalen Menschen.
Und dann ist die spannende Frage, wann schlägt eigentlich ein Gefühl über in eine Stimmung? Ich finde, und da mag ich das englische Wort auch lieber Mut, weil da steckt auch schon so eine Befindlichkeit drin, dass das langanhaltender ist. Und das kann günstig, aber das kann auch eben sehr ungünstig sein. Und wenn ich diesen Mut noch verlängere, dann könnte es sein, dass Gefühle irgendwann sogar gefrieren und dann habe ich so ein Temperament.
Ich meine damit jetzt nicht die Temperamentenlehre von Rudolf Steiner, sondern tatsächlich gefrorene Gefühle, die dann schon mal die Wahrnehmung generell auch über Monate, Stichwort Depression, beeinflussen können. Und daraus entwickelt sich dann in der Langzeitversion auch sowas wie ein Persönlichkeitsmerkmal. Das ist dann also sehr, sehr stabil.
Und im Coaching muss ich halt gucken, auch mit welcher Struktur ich da zu tun habe. Weil oft sagen die Leute, ich kann ja nicht anders, weil ich so bin. Und damit meinen sie eigentlich, ich habe mich so sehr an meine Emotionslage gewöhnt, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, auch jemand anders zu sein.
Und das ist eine der Hauptaufgaben im Coaching, von dieser Idee auch Abstand nehmen zu können und das gegen andere Wahrnehmungen auch ersetzen zu können. Im Englischen heißt es ja auch Mood Disorders. Also alles, was in Richtung Depression und andere Störungen geht.
Also das ist so eine Stabilisierung sozusagen von eigentlich einem emotionalen Merkmal. Und so wie du schon sagst, da fängt das dann auch an, schwieriger zu werden, die Regulierung noch erfolgreich hinzubekommen. Beziehungsweise das geht dann vielleicht irgendwann nur noch mit Unterstützung.
Das heißt, eine Emotion, ein Gefühl kann man sehr gut noch regulieren, würde ich sagen. Oder kann man noch mitarbeiten. Irgendwann, wenn es hin zu einem Mood- oder sogar einem Persönlichkeits-Trait geht, da entsteht dann die innere Haltung oder das Gefühl, das kann ich ja gar nicht ändern, so bin ich eben.
Und das erfordert dann einfach andere, häufig auch längerfristige Begleitung, damit dann umzugehen oder daran etwas zu ändern. Ich finde dieses Bild von Gefroren total spannend. Weil das hat so ein bisschen was, das ist eigentlich was total Festes.
Das würde sich natürlich aufwärmen lassen. Und dann bin ich raus aus, ich bin. Das fühlt sich nach so einer Stabilität an.
Also ganz, ganz tolle Bilder. Jetzt hast du, Jörn, hast du eben gesagt, verwörterbar. Das finde ich total gut, weil wir reden ja ganz viel darüber, dass uns die Emotionssprache fehlt.
Wir haben ja nie gelernt, Emotionen wirklich so auszubrechen oder auch so granular zu beschreiben. Das finde ich so eine ganz schöne Fähigkeit, die praktisch noch nicht da ist oder die wir nie wirklich gelernt haben, um sie dann zu steuern. Also wenn ich euch so zuhöre, ganz, ganz tolle Bilder.
Ich finde diesen Aspekt mit diesem Gefrorenen, da würde ich noch mal ganz gerne drauf eingehen. Es gibt doch da auch einen Aspekt, dass man sagt, wenn man merkt, dass jemand so in Anführungsstrichen eingefroren ist, dass man wirklich einen sehr aufwändigen, einer Psychologie Melting-Prozess hat, um aus diesem Eisblock irgendwo an dieses Ding ranzukommen, wenn ein Wunsch nach Veränderung vorhanden ist. Das finde ich auch zum Beispiel mega spannend.
Und dann gibt es noch etwas, Luca, du hast vorhin, ja, Monsieur Damasio, Antonio Damasio erwähnt. Der hat ja gesagt, dass ohne Gefühle sind wir nicht entscheidungsfähig. Das heißt, da fehlt ja was, um halt in Anführungsstrichen zum Beispiel dieses Thema Bauchgefühl, um dann halt mal, wo ist mein Bauchgefühl? Ich habe kein Bauchgefühl, und jetzt kann ich keine Entscheidung mehr treffen.
Das ist ja auch noch mal etwas, wo man dann in eine super spannende Diskussion kommt, sind Emotionen rational oder irrational? Was sind sie eigentlich? Ja, da gibt es ja ganz, ganz viele Aspekte dazu. Also ich glaube, das fängt bei den Stoikern schon an, dass die irgendwann ja gesagt haben, also Gefühle sind eigentlich ein bisschen störend, weil sie unseren klaren Verstand trüben. Und dann hat man ja irgendwann gemerkt, ach, warte mal, aber, ja, wenn es eine schnelle Emotion ist, wo ich dann eine überhassende Entscheidung treffe, dann ist es vielleicht störend, aber grundsätzlich sind doch Gefühle ganz wichtig als Leitbild auch für uns und aus der Prägung heraus.
Ich weiß nicht, wie steht ihr denn zu dem Thema mit rational, irrational und dem Thema Emotionen und Gefühle? Also es gilt jetzt für alle vier, nicht nur für die beiden. Aber Luca möchte was sagen, ich spüre es. Ich spüre es auch.
Alle möchten was sagen, oder? Ich glaube, ich würde das Thema erstmal wirklich noch auf der Ebene darunter betrachten, also auf der neuronalen Ebene gibt es keine Entscheidung ohne Affekt. Affekt ist ja im Englischen everything that affects me. Und es gibt keine Situation, die mich nicht irgendwie auf irgendeine Art und Weise berührt, weil durch meine Sinnesorgane und alles, was mir so zur Verfügung stellt an Aufnahmekanälen, kann es gar keine Entscheidung sozusagen geben, in der der Affekt nicht eine Rolle mitspielt.
Und ich glaube, das ist so ein Trugschluss, diese Trennung zwischen Ratio und Emotion. Ich glaube, die sind nicht voneinander trennbar. Und ich, ja, das war, glaube ich, so ein Experiment des letzten Jahrhunderts, vielleicht das zu versuchen, das zu trennen.
Und ich würde mir sehr wünschen, dass das Experiment dieses Jahrhunderts vielleicht ist, das wieder zusammenzuführen und auch einfach zu akzeptieren, es geht nicht, auch gerade im Business-Kontext, es geht gar nicht ohne die Emotionen. Unsere Affekte uns eben auf neuronaler Ebene eh schon die gesamte Zeit begleiten. Also sie sind aus der Rechnung gar nicht herauszukalkulieren.
Und ich glaube umgekehrt eher, sobald wir das lernen, sind da so unfassbar wertvolle Informationen drin. Und wir treffen einfach bessere Entscheidungen, wenn wir diese Informationen noch mit einbeziehen. Und da würden mir wahrscheinlich auch die meisten Verfechter einer rationalen Entscheidung recht geben, dass man je mehr Informationen ich einbeziehe in meine Entscheidung, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass diese Entscheidung auch ein gutes Outcome hat oder eine gute Entscheidung.
Ja, das stimmt. Wow, sehr interessant, genau. Aber da würde ich gerne, war da ja, Entschuldige? Also wenn ich darüber nachdenke, dann würde ich sagen, also wir haben bestimmte Muskeln, die sind alle, also das Muskelsystem an sich ist ja miteinander verlinkt.
Wenn ich den Arm hebe, dann hat das Auswirkungen auch auf meine Hüfte. Das sagt ja jeder Osteopath. Und trotzdem, wenn ich diesen Arm vielfach hebe, dann wird der Arm vermutlich stärker werden.
Und andere Teile, die ich nicht so oft benutze, die werden schwächer werden. Und so sehe ich das mit dem Ratio und den Emotionen auch. Wir haben einfach eine Kultur kreiert, die, ich habe das Gefühl, dass es so Nebengeräusche gibt.
Habt ihr die auch? Genau. Aber macht einfach weiter. Ich rede einfach weiter.
Okay. Und wir haben also eine Kultur, die auf den Ratio gesetzt hat die letzten 100, 150 Jahre. Und darüber sind auch, sage ich mal, Wahrnehmungsfilter entstanden.
Und auch Interpretationsräume. Und alles, was sich sozusagen nach Ratio anfühlt, ist auch eine komische Synesthese, könnte man sagen. Das wird mehr in den Vordergrund meiner, scheinbar.
Also es wird aber mehr wahrgenommen als Entscheidungsgrundlage. Und alles, was emotional gefärbt ist, das wird weniger beobachtet. Und das, was ich nicht beobachte, sprich, was ich nicht häufig wahrnehmen lerne, das rutscht auch irgendwann unterhalb einer bestimmten Bewusstseinsschwelle.
Das wirkt auch noch in das System rein. Meine Verdauung wirkt ja jetzt auch in diese Atmosphäre mit rein. Auch meine Atmung, auch wenn ich sie nicht kontrolliere.
Und ich glaube, wir tun gut daran, wie es Luca schon gesagt hat, uns das wieder zu erschließen. Ich habe wirklich, also der Großteil meiner Coaches darf das wieder entdecken, weil die zentralen Entscheidungen, also nicht die, die eine schnelle Reaktion erfordern, dafür brauche ich Emotionen. Das ist wie so ein Liedschlagreflex.
Die Angst muss ja sofort da sein, damit ich flüchten kann. Das muss nicht über den Verstand, ganz und gar nicht. Das muss aus dem Stammhörn heraus reagiert werden.
Aber große Entscheidungen wie beispielsweise, will ich diesen Partner heiraten, will ich dieses Unternehmen aufmachen, will ich den Bereich schließen, sind so komplex, dass wir sie mit dem Ratio ja gar nicht komplett erfassen können. Da sind die emotionalen Qualitäten ja weitaus eher geeignet. Aber ich muss wissen, wo der Ort in mir ist, und den kann man vom Körperempfinden her auch bestimmen.
Wenn da eine bestimmte Qualität von Emotionalität oder von Gefühl auftaucht, und das sagt mir ja oder nein, dann kann ich da drauf vertrauen und meine Entscheidung auf dieser Grundlage dann auch treffen. Das ist interessant, weil wir haben ein bisschen im Vorfeld mal recherchiert, Jörn, und da stehen ja so unterschiedliche Emotionstheorien gegenüber. Und wenn ich das interpretiere, was du gerade beschreibst oder berichtest, dann verstehe ich das so, dass die Rolle des Körpers, aus deiner Sicht heraus, diese Interzeption heißt das, glaube ich, das Körperbudget ist die Basis der Emotionenkonstruktion.
Also ich habe das irgendwo da, und das hole ich jetzt hoch, oder es tut irgendwas. Andere Theorien sagen, die körperlichen Reaktionen sind erst eine Folge der Emotionen. Und da stehen ja, glaube ich, zwei Fundamentaltheorien gegenüber, wenn ich das so sehe.
Weil die klassischen Theorien, so Alain Ekman, Darwin, Basisemotionen, ich glaube, davon ist man weggekommen. Lisa Feldman Barrett beschreibt das schon so ein bisschen anders, in The Theory of Constructed Emotions, und sagt, okay, was ist jetzt Körperbudget? Und das beschreibst du, glaube ich, gerade ein bisschen, in dem, was ich so rausführe. Ja, also ich glaube, also ich verstehe das noch anders, das Körperbudget, weil, so wie ich sie verstanden habe, meint sie damit so eine bestimmte Grundlage.
Und wenn ich sozusagen gut schlafe, gut esse, mir angemessen Licht zuführe und so, dann sorge ich dafür, dass mein Mut, also meine Grundstimmung, so ausgerichtet ist, dass ich das Leben anders an mich heranlassen kann, sowohl was aus mir im Innen passiert, als auch im Außen. Ich gehe da einen Schritt drüber hinaus. Ich glaube, dass wir Anschlussfähigkeiten besitzen, auch in einer etwas größeren Ordnung, also die über den Körper hinausweist und auch seelische Aspekte mit einbezieht.
Das tut sie ja nicht. Sie ist ja eine knallharte Wissenschaftlerin, was ich auch wirklich respektiere, ihre Arbeit, weil da kann man viel lernen, auch so über biologische Zusammenhänge und so was. Aber für mich ist das zu wenig, weil ich treffe ganz viele Menschen.
Ich bin kein Naturwissenschaftler im klassischen Sinne, ich bin Empiriker. Das heißt, ich habe ganz viele Erfahrungen mit Menschen und habe ganz viel gelernt über Sehnsüchte, was Menschen für sinnstiffend halten und was sie auch brauchen, um sich wohl und aufgehoben zu fühlen. Das ist mehr als nur, einen guten Job und eine Familie zu haben.
Sinn weist weit darüber hinaus und sich in etwas Größeres eingebunden zu fühlen, das zahlt auch auf dieses Konto ein von Isa Barrett. Aber es scheint mir so zu sein, dass Menschen aus dieser seelischen Dimension heraus eine Wahrheit, eine Klarheit ziehen können, die sie für ganz pragmatische Entscheidungen im Alltag benutzen können. Und diese Fähigkeit gilt es wieder zu entdecken, genauso wie auch die emotionalen Qualitäten, die da auch noch vorhanden sind.
Luca, du legst? Ja, ich kann da auf jeden Fall mitgehen. Für mich schließt sich das gegenseitig nicht aus, genauso wie ich eigentlich in diesen Theorien auch diesen Widerspruch nicht so stark sehe, wie du ihn geschildert hast, Christian. Weil ich glaube, dass wir sowohl aus unserem Body-Budget, aus sowas wie Interzeption, Gefühle oder Emotionen entstehen und gleichzeitig unsere Gefühle und Emotionen ja auch unser Body-Budget reguliert.
Also da würde ich sagen, dass sowieso diese Einladung, da mehr Einheit auch wahrzunehmen, das ist nicht irgendwie so, dass das entweder nur bottom-up vom Körper ins Gehirn oder nur vom Gehirn ins Körper geht. Das ist ja ein ständiger Austausch. Und ich glaube, diese Differenzierung braucht es gar nicht unbedingt so stark, um da Emotionen auch zu verstehen.
Ich glaube, es ist wichtig, und das ist sowas, was vielleicht auch so Lisa Feldman-Barrett zu ihrem Auftrag gemacht hat, ist, lass uns nicht vergessen, dass Emotionen nicht ausschließlich nur durch äußere Reize ausgelöst werden. Weil das entbindet uns ja auch einer gewissen Verantwortung, wenn Emotionen immer von außen auf mich einprasseln. Und dann ist es total anstrengend, auch immer mit der irgendwie umzugehen.
Aber es ist ja irgendwie, dann ist es leicht, im Tun sozusagen zu achten, wie ändere ich meine Umgebung, sodass ich diese Emotionen nicht mehr habe. Ich glaube, das ist zu einfach gedacht. Und sie lädt ja sozusagen ein, oder ihre Theorie sagt, nee, wir müssen auch schon das, was in unserem Körper vorgeht, mit einbeziehen in diesen Prozess.
Und der ist wirklich nicht trivial. Und diese Theorie lädt ja wirklich zu einer extrem hohen Selbstverantwortung gegenüber den eigenen Emotionen und dem eigenen Erleben der Welt ein. Und das finde ich auch im Coaching attraktiv an dieser Theorie, weil es einem sehr viel Handlungsspielraum gibt, sehr viel Eigenverantwortung, oder als Coach Begleitungsverantwortung, oder wie auch immer man das nennen möchte, gibt, zu sagen, hey, diese Emotionen, du bist denen nicht ausgeliefert.
Das sind keine Reize von außen, die auf dich einprasseln, auf die du keinen Einfluss hast. Sondern die sind tatsächlich Teil deines eigenen Körpers. Sie entstehen in deinem eigenen Körper, und sie können aber auch durch deinen eigenen Körper wieder sozusagen verändert werden.
Und das, was du sagst, Jörn, die Stufe darüber, diese generelle Anbindung an etwas, das größer ist als ich selbst, das würde ich sagen, ist für das dauerhafte, stabile Erleben im Alltag, dass es mir gut geht, dass ich Sinn empfinde, dass ich mich angebunden fühle, total wichtig. Ist aber für so ein kleineres Gefühl im Alltag auch wichtig, schön das zu haben, aber das kann ich auch regulieren, wenn ich das nicht dauerhaft habe, dieses Gefühl der Angebundenheit. Das ist spannend.
Was mich interessieren würde, wenn wir mal ein bisschen in die Praxis gucken, in eure Praxis. Ihr arbeitet ja beide täglich mit Menschen. Wie erkennt ihr denn jetzt da, welche Emotionen gerade Phase ist, was gerade abläuft? Und wie geht ihr damit um? Da passieren ja so viele verschiedene Dinge.
Vielleicht könnt ihr da mal ein Beispiel geben, damit wir hier ein bisschen auch eure Erfahrungen, die Authentizität noch mit reinbringen, was da auf der emotionalen Ebene passiert. Im Coaching insbesondere. Ja.
Also, wir senden ja auf unterschiedliche Arten und Weisen Informationen an unsere Außenwelt. Das hast du ja eben auch schon angedeutet, Christian. Und ich glaube, ein guter Coach ist in der Lage, so ähnlich wie so ein UKW- Empfangsgerät, möglichst viele Sender gleichzeitig zu empfangen.
Das ist eine Kunst. Ich muss die aber gar nicht bewusst empfangen. Ich muss gelernt haben, achtsam einen Sender einzustellen und auf dieser Frequenz Dinge empfangen zu können.
Und auch auf dieser Frequenz senden zu können. Daraus entsteht ja überhaupt nur ein Dialog oder das Dialoghafte in einer Beziehung. Und ich sag mal, je mehr Sender ich einstellen kann, desto umfangreicher kann ja der Dialog werden.
Das Problem, unter dem viele Menschen leiden, ist, dass sie oft nur einen Sender eingestellt haben und der ist noch nicht mal klar eingestellt. Also der ist brüchig, da sind Interferenzgeräusche noch mit reingemischt. Und dann wundern sie sich, dass sie sich selbst und ihre Welt da draußen nicht verstehen können.
Und mein Job im Coaching besteht darin, erstmal zu gucken, wie sendet und empfängt derjenige? Sowohl im Selbstumgang, aber auch in der Art und Weise, Kommunikation, Dialog im Außen anzubieten. Und was für Coaches auch wichtig ist, sind funktionale Modelle. Also, wohlwissentlich, dass es ein Modell ist, aber dass ich einen Einordnungsrahmen habe, den ich dem Coach auch anbieten kann, wie so eine Art Spiegel, in dem er sich dann selbst reflektieren kann.
Und dann kann ich ihm helfen, um mal in dieser Metapher zu bleiben, mit der Zeit die Sender besser einzustellen und damit auch deutlichere Sende- und Empfangssignale zu nutzen. Jetzt mal eine provokante Frage, Jörn. Sorgst du dafür, dass der Coachie, und jetzt nenne ich die Emotionen mal Daten, seine eigenen Daten, die er sendet und die er verstehen soll, besser verstehen kann? Jetzt gehe ich mal in die Neurowissenschaft rein.
Als wenn du sagst, Emotionen sind wie so ein Schnellrechner. Die können sofort etwas erfassen, eine Information erfassen, und die sofort umwandeln in, keine Ahnung, Gefahr, Chance, Freude, etc. Geht das so in diese Richtung, dass man einfach sagt, als Coach sorge ich dafür, dass jetzt vielleicht eine unreflektierte Emotion von dem Coachie endlich verstanden wird? Ich betrachte mich nicht so.
Wenn, bin ich so etwas wie ein Ermöglicher. Dadurch, dass ich einmal geübt habe, mich selbst regulieren zu können. Das gelingt mir nicht immer, aber es gelingt mir gerade in Coaching-Prozessen ganz gut.
Darüber entsteht so eine Art Co-Regulationsangebot. Das heißt, der Mensch spürt, dass da jemand erstmal mit einem guten Willen und mit einer freundlichen Haltung sitzt und im Regelfall baut das Sicherheit auf und stiftet Vertrauen. Das ist immer gut, damit er erstmal entspannen kann und nicht in diesen Flucht- oder Kampf- oder Todstellmodus reinrutscht.
Dann sage ich eigentlich, ohne dass ich das sage, weißt du was? Ich bin jetzt hier, um dir einfach ein Erfahrungsfeld zu generieren, in dem du dich selbst anschaust. Ich will dir nicht sagen, was die richtige Lösung ist. Du bist der Experte für dein eigenes Leben, aber ich habe ein großes, methodisches Portfolio im Hintergrund und ich kann dir in gewisser Sicht vielleicht Vorbild sein für bestimmte Dinge.
Wenn du magst, lasse ich dich auch an den Modellen teilhaben, mit denen wir hier arbeiten. Bei mir ist Coaching immer auch zu einem hohen Teil Beratung und Training. Ich sage den Leuten ganz klar, guck mal hier, das ist das Modell, was auch immer für eine Methode ich dann anwenden möchte und erkläre ihm ganz genau, was ich da mache, in der Annahme, dass er das dann übernehmen kann und auch selbstständig durchführen kann.
Ich mache Angebote und Gunther Schmitt sagt das so schön, ich bin Ressourcenbattler. Er offeriert einfach eine Menge Möglichkeiten und was derjenige dann nehmen will, kann ich nicht vorausbestimmen. Ich kann nur Wahrscheinlichkeiten erhöhen.
Ich kann natürlich das ein bisschen so schieben, dass der Kaviar ein bisschen mehr Grufweite ist, aber mehr kann ich auch nicht tun. Ich fand diesen Begriffsbezugsrahmen sehr interessant. Wir sind ja nun auch bei dem Thema Emotionen.
Ich glaube, wenn es zu unklar und zu groß wird, hat ja keiner mehr eine Chance, überhaupt mit dem Thema Emotionen umzugehen. Wir selbst, wenn wir auf unser Konzept gucken, gehen ja auch von Emotionen aus, die wir benennen können. Das Benennen der Emotionen ist super hilfreich, weil ich auf einmal diesen Halt kriege und dieses Verständnis kriege.
Deswegen sind wir auch immer dabei zu sagen, es ist total sinnvoll, auch diese Emotionen zu benennen. Wenn es denn geht. Darf ich dich da unterbrechen? Ich will nicht so forsch sein, aber bin ich gerade.
Aber das passiert, wenn ich am Internet bin. Guck mal, Luca lacht auch. So kennt sie dich.
Ist doch schön. Weil das wäre schön, das benennen zu können. In vielen Fällen hilft das auch.
Manchmal ist das gar nicht so günstig, weil das Etikett zu grob ist oder gar nicht das trifft, was im Innen stattfindet. Deswegen ist es auch hier gut zu wissen, dass es nur lediglich ein Zufahrtsweg zu dem Veränderungsprozess, den der Coach letztendlich durchlaufen kann. Ich kann mit ihm nur vor die Brücke gehen, rüber gehen muss er alleine.
Ich kann ihm vielleicht ein bisschen beschreiben, was auf der Brücke passieren könnte, was ihn vielleicht erwartet, um ihn schmackhaft zu machen. Manchmal muss man auch durch den dunklen Wald durch, bevor man eine andere Sonne sehen kann oder Wasser findet. Ich bin gerade voller Metaphern.
Metaphorische Wesen, das ist okay. Storytelling, das ist auch eine der zentralen Fähigkeiten im Coaching übrigens. Und Metaphern bilden.
Ich habe gerade heute einen Coach gehabt, der hat gesagt, ich bin traurig, aber ich kann das nicht richtig greifen. Das war es. Das war das Etikett.
Das hat ihm null geholfen, weil er wollte eigentlich was greifen. Und dann muss ich mit Körperarbeit daran, entweder, dass er anfängt, sich selbst zu begreifen, das an den Ort zu legen, wo die Trauer beispielsweise in dem Fall ist, oder indem er das Unbegreifliche oder das Unfassliche erstmal zum Thema macht. Weil das steht ja sozusagen zwischen ihm und dem Begreifbaren.
Also ich muss sozusagen im Coaching immer das nehmen, was vordergründig jetzt genommen werden soll. Und das präsentiert mir der Coach entweder über seine Körpersprache, über die Metaphern, unbegreiflich, oder es ist nicht handhaft, oder es flutscht mir immer weg, oder was Menschen dann so sagen. Oder über die Art und Weise, wie er mir seine Lebenssituation beschreibt.
Und daraus entwickelt sich dann eine Intuition, wo wir ansetzen können. Da würde ich mal eine Frage stellen wollen, auch an euch beide, Luca. Was macht ihr denn, Björn, Luca, wenn ihr selbst emotional werdet in so einer Coaching-Session? Ich werde nie emotional in einer Coaching-Session.
Man hat doch als Coach überhaupt keine Emotionen, man hat verloren. Das Erste, was ich denke, was wichtig ist, ist ja diese Anbindung an mich selbst. Also, dass ich das wahrnehme, dass ich das schaffe, sowohl meinen Coachee, als auch mich selbst wahrzunehmen in der Situation.
Und für mich, so ähnlich wie ich das eben gesagt habe, ist meine eigene Emotion eine unfassbare Quelle von Informationen über das, was in dem Coaching gerade passiert. Und ich glaube, dass es ganz häufig der Schlüssel ist, diese Impulse in mir wahrzunehmen und die dann auch anzusprechen. Weil, zum einen, wenn es stimmt, man dadurch eventuell so eine Art Durchbruch erlangen kann oder eine Erkenntnis erlangen kann, wenn es nicht stimmt, man auch auf eine andere Ebene gelangt im Coaching.
Also dadurch, dass ich über meine Emotionen im Coaching-Prozess rede, eröffne ich den Raum für meinen Coachee über seine oder ihre Emotionen im Coaching-Prozess zu reden. Und ich glaube, dafür ist es super hilfreich. Ich persönlich empfinde Emotionen im Coaching als Coach das A und O, um da eine Tiefung herzustellen.
Wenn ich nicht emotional in den Coachee angebunden bin, wenn ich merke, da passiert bei mir gar nichts, wenn der über seine Themen redet, dann entsteht bei mir eher so ein Gefühl von Hilflosigkeit tatsächlich, was dann auch wieder ein Gefühl ist, was ich adressieren kann und womit man arbeiten kann oder womit irgendwie im Prozess gearbeitet werden kann. Ich glaube, es braucht die emotionale Anbindung und die eigenen Emotionen, um die Erdung und Tiefung im Coaching-Prozess herzustellen. Ich finde, die dürfen auch sichtbar werden, die Emotionen.
Sie dürfen aber natürlich nicht in den Mittelpunkt geraten. Also das würde ich dann schon von einem Coach erwarten, dass man so eine gewisse Selbstregulierungskompetenz hat, den Raum jetzt nicht plötzlich für sich selbst einzunehmen oder die eigenen Emotionen und vor allem die eigene Landkarte, wie es im Field-Kontext immer so schön heißt, die hinter dieser Emotion steckt, mit einzubringen in den Prozess. Wenn ich gerührt bin von der Situation, dann kann man über diese Rührung sprechen oder die darf auch sichtbar werden.
Ich finde es aber wichtig, auch da wieder bei meinem Coachee zu bleiben und nicht bei meiner Rührung zu enden und auch nicht bei der Interpretation meiner Rührung, was für mich Rührung bedeutet, sondern spannender ist für mich dann, was Rührung oder die Emotionen des Coachees in dem Moment bedeutet. Da muss ich aber mal eine Anschlussfrage stellen. Seht mir beide nach, Jörn, Luca, wenn ich da jetzt ein bisschen kritisch bin, wenn ich auch meine und Christoph kann das ja auch bestätigen, eigene Coaching-Ausbildung bei euch, bei FIEL zurückblicke und Jörn, wir haben ja auch noch Master-Coaching gemacht, wo ja sozusagen alles wieder auf den Kopf gestellt wurde.
Das fand ich ein schönes Bild. Damals, das hat mich sehr motiviert. Aber wenn ich so durch die gesamte Zeit und Ausbildung zurückblicke, habe ich recht wenig zum Thema Emotionen sowohl in der Theorie als auch in irgendwelchen Modulen wiedergefunden.
Wieso ist das so? Ja, eine gute Frage. Also ich glaube, man muss ja als Institut auch sich fragen, womit fängt man an? Und was könnte später kommen? Und wir haben uns für einen Weg entschieden, der das jetzt nicht in den Hauptfokus stellt, wobei ich merke, wenn ich jetzt hier so mit euch spreche, auch in Vorbereitung jetzt auf diesen Podcast und auch wenn ich in meiner eigenen Coaching-Biografie rückwärts gehe, entsteht mehr und mehr das Bedürfnis, das, sag ich mal, anders hervorzuheben. Jetzt müssen wir sagen, es gibt ja noch eine Weiterentwicklung.
Nach dem Mastercoach kommt ja noch der holistische Transformationscoach. Und da stellen wir dieses Thema mit einigen anderen Aspekten in den Mittelpunkt der Tätigkeit. Und insofern bin ich jetzt ganz dankbar, dass ich das auch noch sagen kann, unserer gesamten Ehrenrettung.
Ich finde das schon wichtig, dass man diesen Aspekt mit benennt. Ich habe noch eine Frage, die mir jetzt wirklich mittendrin hochgekommen ist. Folgend darf ich noch einmal, weil das mir doch ein Anliegen ist.
Das klingt jetzt so, als würde bei viel in der Coaching-Ausbildung Emotionen keine Rolle spielen. Und das, finde ich, stimmt so auch nicht. Ich kann jetzt ja nur von mir auch reden und meinem Werdegang in dieser Coaching-Ausbildung.
Ich habe unfassbar viel über mich selbst und meine Emotionen gelernt und über die Vielfalt anderer Emotionen. Und ich habe, so wie Jörn es auch vorhin gesagt hat, so viele Menschen erlebt, die auf der Suche waren, sich wieder näher an ihre Emotionen und ihre Intuition anzubinden. Und die das alle sehr erfolgreich auch über den Weg ihrer eigenen Coaching-Ausbildung geschafft haben.
Weil ich glaube schon, dass der Grundsatz und das jetzt gar nicht nur auf viel bezogen von einem guten Coach sollte sein, wir sind angebunden an Emotionen. Und dazu braucht es für mich in meiner Welt als Wissenschaftlerin nicht die Theorie und die explizite Aussprechen es gibt folgende Theorien. Es gibt Punk-Zapp, es gibt Eriksen und es gibt Lisa Feldman Barrett.
Da würde ich dann eher sagen, das machen wir kleinen Emotions-Nerds hier und das macht auch Spaß. Es macht Spaß, sich das mal so detailliert zu unterhalten, aber um die emotionale Qualität zu lernen und auch zu leben im Coaching-Alltag, braucht es für mich nicht das explizite Aussprechen so einer Theorie. Und das vielleicht auch ganz ein bisschen Bezug nehmend auf das Gespräch vorher in einem Coaching-Prozess, schon ein bisschen granularer, habt ihr ja auch schon mal angesprochen, ein bisschen genauer hinzugucken, was ist die Emotion, die hier präsent ist, das lernt man auch gut.
Und ich würde da immer dazu einladen, es ist doch scheißegal, was im Duden für Emotionswörter stehen, wichtig ist doch, wie der Coachie sagt, dass sich das anfühlt. Also meine Einladung ist immer, lasst uns kreativ sein im Coaching-Prozess und uns auch Emotionen ausdenken, die dann vielleicht passen für die Situation oder eben körperliche Reaktionen sozusagen die Emotionen mit dem Körper verbinden, weil das Wort nicht gefunden werden kann. Und das sind ja eigentlich Sachen, die ich lerne oder die ich hoffe, dass Menschen, die in der Coaching-Ausbildung lernen, diesen Mut zu haben, sich über die konventionelle Sprache und über Theorien hinauszusetzen, die natürlich im Koffer zu haben, aber dann in der echten Verbindung zum Coachie zu stehen, wo mir dann irgendwie egal ist, ob das jetzt ein Wort im Duden ist oder nicht.
Und das heißt, du gehst aber nochmal dann in dem Fall auf Christoph ein, der ja vorhin sagte, haben wir es überhaupt mal gelernt, unsere Emotionen zu benennen? Also ich glaube, das Erkennen, das weiß jeder. Ich habe da so ein komisches Gefühl oder ich habe eine gewisse Unruhe. Aber Erkennen heißt ja nicht Benennen.
Und da ist die Frage, besitzen wir überhaupt, ich fange jetzt mal bei den Kindern an, lernen Kinder überhaupt mal, ihre Emotionen zu einem Ausdruck zu bringen, zu einem Wort Ausdruck zu bringen? Und ist dann das gleiche Gefühl oder die gleiche Emotion mit unterschiedlichen Wörtern belegt? Absolut. Und ich gehe auch nochmal, ich erinnere mich nochmal an meine Coaching-Ausbildung bei euch, Jörn. Ich glaube, also ich habe dich immer so als den Empathen im Team wahrgenommen.
So würde ich das einfach mal so ausdrücken. Und die Termine mit dir waren immer so, dass ich das Gefühl habe, du hast enormen emotionalen Zugang zu allen Themen, immer gehabt. Aber du warst so ein bisschen für mich die Person dazu.
Und deswegen habe ich, glaube ich, mit der Arbeit mit dir viel Zugang zum Thema Emotionen gehabt. Vielleicht auch eine Motivation, das später so zum Hauptthema zu machen. Das bleibt mir immer im Kopf.
Aber das war halt für mich deine große Fähigkeit. Nach dem, was Luca und Christoph gerade gesagt haben, danke schön erstmal dafür, kommt mir noch eine Metapher dazu. Es ist ein bisschen wie mit Rechnen und Mathematik.
Mathematik kann ich erst beherrschen, wenn ich die Grundlagen des Rechnens verstanden habe. Und so passiert es auch, wenn ich Kunstfertigkeiten wie das Coaching erlerne. Und vieles geht tatsächlich über die Vorbildfunktion.
Also ich sehe Menschen mit emotionalen Qualitäten und kann mir davon auch was abschauen. Das wollte ich als Ergänzung noch dazu sagen. Wir haben jetzt viel über das Thema der Emotionen, des Konstrukts, der Basisforschung, Theorien gesprochen, auch ein bisschen Erfahrung.
Nun haben wir ja auch unseren Day-to-Day-Kontext und wir haben hier schwerpunktmäßig so in der in unserem Podcast hörenden Leute aus dem B2B-Kontext und ihr coacht ja beide sehr viel im Business-Kontext und insbesondere auch Führungskräfte und auch natürlich andere Personen. Aber wenn du, Jörn, mal so an deine Praxis denkst, was sind denn so Meta-Ebene, die größten emotionalen Herausforderungen, die Führungskräfte haben? Also wir haben in Deutschland eine sehr dysfunktionale Konfliktkultur. Also ich sehe sehr viele Menschen, die das nicht im ausreichenden Maße gelernt haben.
Und Konflikte auszutragen, hat ja auch was damit zu tun, Emotionen aushalten zu können. Und es hat auch was damit zu tun, die entstehenden Emotionen auch auf eine gute Art und Weise innerlich regulieren zu können und sie dann auch dialogisch, nicht in Form einer Anordnung oder einer Du-Botschaft zum Ausdruck zu bringen. Da gibt es ganz also da gibt es eine Menge Entwicklungspotenzial, was ich allen Ortes sehe.
Das Zweite ist, das ist das, was Holger angesprochen hat, wir haben in den Familien keine gute Gesprächskultur über Emotionen. Und das zahlt sich dann aus, in Anführungsstrichen, später im Berufsleben. Also die Menschen kommen sehr defizitär raus, aus dem Familienkontext plus dem ganzen Schulwesen, dass das auch überhaupt nicht abfordert, das ist ja aus meiner Sicht völlig veraltet und sehr stark renovierungsbedürftig.
Sodass wir dann Arbeitnehmer und Arbeitgeber haben, die in diesen Bereichen einen hohen Nachholbedarf haben. Das schlägt dann bei mir auf. Und Menschen versuchen dann sachlich das zu lösen, weil das die Ebene ist, die sie primär entwickelt haben.
Nur die meisten Konflikte oder Herausforderungen im zwischenmenschlichen Bereich haben zwar eine sachliche Note, aber die Ursachen sind da bei weitem nicht zu finden. Die muss man suchen im Bereich der Gefühle, der Sinnstiftung, der Werthaltung und natürlich dann auch letztendlich in der Kultur des Unternehmens. Spannend.
Dann haben wir vielleicht noch zwei Ergänzungen. Das eine ist, ihr habt da eine wunderbare, wenn ich da direkt anknüpfen darf, Vorlage gegeben. Wir haben mit Holger und Christoph zusammen ein Projekt ins Leben gerufen.
Das nennt sich Emotioversum. Und das Emotioversum ist eine gemeinnützige UG aktuell vom Status her und beschäftigt sich primär mit Emotionen in Schulen, allen voran in Grundschulen und weiterführenden Schulen. Und wenn wir da reingehen und uns anschauen, das ist das, was du sagst, Jörn, die Kinder mit dem Thema interagieren, wenn wir die sozusagen an die Hand nehmen, da entstehen ganz, ganz tolle Dinge, aber man sieht auch völlig katastrophale Zustände.
Das ist irre. Und die Lehrer sind ja auch komplett überfordert in vielerlei Hinsicht, weil das selbst so ein bisschen wie ich die Pädagogikausbildung wahrnehme, auch wiederum zu kurz kommt das Thema. Und wenn man nach Finnland schaut oder nach Spanien schauen, da sind Emotionenlehre Grundfächer.
Da sind die Grundfächer. Und das ist natürlich schon das, was du gerade sagst. Wie komme ich eigentlich raus aus der Schule und gehe ins Berufsleben oder in einen familiären Kontext? Irre, was da für Unterschiede sind.
Und das zweite Thema ist natürlich, dass im Führungskontext wir haben da so eine These aufgestellt bei uns zwischen Holger, Christian und mir. Wir haben da so einen Wert, den nennen wir EBI. Und das ist nichts anderes als der emotionale Business Intelligence Wert, den eine Führungskraft hat.
Und die Gleichung lautet in unserem Kontext, EBI gleich EBIT, sprich Ergebnis. Und würdet ihr das, Luca, würdest du das auch unterstützen, diese These? Also ein guter EBI führt zu mehr EBIT? Absolut. Absolut würde ich zu 100 Prozent unterstützen.
Ich würde vielleicht noch hinzufügen und da sind ja auch viele der modernen Theorien, wenn es um irgendwie Organisationsgestaltung geht, die sowas hinzufügen wie, es ist einfach sinnvoll, auch mehr von uns am Arbeitsplatz mitzubringen, also mehr Ganzheit oder mehr Echtheit oder mehr Authentizität auch in der Arbeitswelt zu haben, weil es einfach nachweislich zu einem erstens gesünderen Mitarbeitenden führt und zweitens auch ebenso, wie ich das auch schon mal bei dem Thema Entscheidung gesagt habe, wir auch wieder einfach viel mehr nutzen, also viel mehr Kanäle, viel mehr Informationen nutzen können. Also eine Person, die selbst emotional angebunden ist, ich denke jetzt an so jemanden, der im Kundenkontakt arbeitet oder im Kontakt mit seinen Liefer, in den Lieferketten unterwegs ist oder eben eine Führungskraft, die in Kontakt mit dem Menschen in ihrem Team ist, wenn die selbst an ihre eigenen Emotionen gut angebunden ist, die gut kennt, gut mit denen umgehen kann, kann doch auch im Umkehrschluss das viel besser korregulierenden Raum bieten, dass erfolgreiche Zusammenarbeit entsteht mit den Menschen, mit denen sie zusammenarbeitet. Und genau, ja, ich glaube genau das brauchen wir in den Unternehmen und wenn genau diese Umstände gegeben werden, dann denke ich 100% aus EBIT.
Und dann kann es messbar wirtschaftlich nutzen. Darum geht es in dem Modell, das ist natürlich eine sehr simple Gleichung, die aber einen sehr tiefgehenden Kontext hat. Wenn ich mal so ein bisschen in Richtung unserer Zeit schaue, wir haben noch so zwei, drei spannende andere Themen, wir sind ja schon echt tief drin hier, aber um mal so eine Brücke nochmal in einen anderen Kontext zu bilden, an euch, sehr persönliche Fragen, wenn ich mal darf.
Ja. Was war denn so euer größter emotionaler Irrtum über euch selbst? Sofern es den gibt. Was ist ein emotionaler Irrtum? Das musst du mir erklären.
Oder gibt es Emotionen, mit denen ihr beide kämpft? Ja. Darauf kann ich schnell antworten. Das mit dem emotionalen Irrtum interessiert mich tatsächlich, weil ich das auch nicht gut denken kann.
Aber die größte emotionale Herausforderung war und ist immer noch das Thema Trauer. Weil das also ganz stark nicht nur meine eigene Biografie berührt, sondern auch die Biografie meiner Eltern und auch dem, was alles so um 1930 und 1940 so stattgefunden hat. Ich merke, das weht einfach so rein und es fühlt sich wie abgelegt, eingespeichert in meinen Zellen.
Und interessanterweise Wut und Trauer sind ja oft sehr nah beieinander, auch die unterdrückten Wutpotenziale, die da vorhanden sind. Also ich glaube, dass die Menschen damals, die diese Leidenszeit live mitgemacht haben und meine beiden Eltern haben das von Anfang bis zum Ende durchstehen dürfen, mein Vater ja sogar aktiv als Wutfahrer, das muss so viel Angst, Wut und Trauer da freigesetzt haben, dass das auch mich erreicht hat. Und im professionellen Kontext kann ich das gut regulieren, weil der Fokus ja auf den Gefühlen des anderen liegt.
Aber ich merke, wenn es um für mich existenzielle Beziehungen geht in meinem Privatleben, dann berührt mich das schon stark. Und dann muss ich das auch immer wieder üben und brauche auch bisweilen professionelle Unterstützung. Wow.
Dein ehrliches Feedback. Luca, wie ist es bei dir? Also ich glaube, ein Thema, das ich immer noch und sehr lange schon mit mir rumtrage, ist das Thema, mich selbst so zu mögen. Ich wähle bewusst schon nicht das Wort lieben, wie ich bin.
Und daraus leitet sich ja ganz viel ab. Und ich glaube, es ist teilweise, das erlebe ich auch so leider ein sehr weibliches Thema, dass im beruflichen Kontext ich ein extrem hohes Maß an Perfektionismus und Leistung an mich selber anlege und da immer wieder dann auch in die gleichen Fallen reintappe, mich dann über mich selber ärgere, weil ich wieder in die gleiche Falle reingetappt bin und dann wirklich Stunden damit zubringen kann, über mich selber mit äußerst unfreundlichen Gedanken nachzudenken, in dem Wissen, dass das natürlich überhaupt nicht gut ist und dass das Quatsch ist. Und gleichzeitig weiß ich aber auch, ich bin damit nicht alleine, ich bin mit dieser Herausforderung nicht alleine.
Und es gehört zu meinem Entwicklungsprozess dazu, mich sozusagen auf diese Reise zu begeben. Und ich freue mich darauf, auch diese neuen Emotionen zu lernen, wie mich selber zu mögen und mich stabil selber zu mögen. Das wird ja eine Emotion sein, die ich noch lernen darf.
Das ist super spannend und ich finde das auch unglaublich klasse, dass du das hier mit einbringst. Vielleicht, wenn wir da direkt anknüpfen, tatsächlich jetzt du als erste Frau hier bei uns im 3-Männer-Podcast, was redest du denn aus deiner persönlichen Brille als Frau all den Damen da draußen, ob nun weibliche Führungskräfte oder ganz normal im Bereich Mitarbeiterinnen etc. Wir sehen das ja auch tagtäglich.
Ich habe es aber auch in meiner eigenen, Jörn kann das bestätigen, Coachingausbildung wahrgenommen. Da gibt es ein hohes Gefälle zwischen Männlein und Weiblein. Also ich nehme jetzt mal divers aus und so weiter.
Aber was würdest du all den Menschen, all den Damen, Frauen denn raten? Weil das ist ja echt ein permanent Thema. Absolut. Und es ist ja ein Thema, was auch immer noch strukturell bedingt ist.
Also wo sozusagen, das ist ja nicht die Frau, die per se irgendwie weniger Selbstbewusstsein oder Selbstliebe finden kann. Genau. Ich spreche jetzt mal einmal in diesen Geschlechterunterschieden, auch wenn ich es nicht so mag, aber ich kann es eben auch nachvollziehen, dass es insbesondere im beruflichen Alltag mir auch häufiger begegnet und ich auch ganz viel mit Frauen zusammengearbeitet habe, die irgendwo im mittleren Management waren und dann an diese Glasseeling gestoßen sind und da irgendwie einfach nicht weiter kamen.
Und meine sehr konkreten Tipps sind auf jeden Fall versucht es nicht alleine. Sei es Kolleginnen oder eben auch professionelle Hilfe mit einem Coach oder einer Coachin. Das ist so wertvoll in solchen Situationen.
Dann ganz ganz wichtig ist, findet die weiblichen Vorbilder in eurer Umgebung, die das schon leben, was ihr leben wollt. Und da auch wirklich genau zu sein, also dazu muss ich ja erstmal wissen, was will ich denn leben? Das heißt, ich sage ganz wichtig zu wissen, will ich jetzt diesen letzten Schritt gehen und wirklich, keine Ahnung, Partnerin hier im Unternehmen werden oder nicht und dann aber auch zu sagen, nee, ich möchte Partnerin mit Kindern werden und dann suche ich mir als Vorbild nicht die Partnerin ohne Kinder, um das mal plakativ zu sagen, sondern die Partnerin mit Kinder, die das hier geschafft hat. Und wenn es diese Vorbilder im eigenen Kontext nicht gibt, dann würde ich wirklich den Horizont erweitern, den Fokus erweitern und gucken, wo gibt es denn diese Vorbilder und wie komme ich an die ran? Und ich glaube, wirklich mutig sein, auf die auch zuzugehen.
Die allermeisten Frauen, die ich auf irgendwie Vorstand oder Partner Ebene in größeren Unternehmen getroffen habe, die freuen sich ungemein, wenn junge Frauen auf sie zukommen, selbstbewusst auf sie zukommen und sagen, hey, ich möchte hier gerne weiterkommen, aber ich merke, ich stoße immer wieder an Grenzen in mir selbst. Ich glaube, diese Offenheit ist auch absolut akzeptiert und gerne gesehen, damit irgendwie ich zweifle an mir selbst und aber auch sozusagen strukturell systemisch bei mir im Unternehmen, würdest du mir helfen? Und ich glaube, es lohnt sich, in solche Gespräche natürlich vorbereitet reinzugehen, mit Coach oder ohne Coach, aber so eine Frage dann auch beantworten zu können, hey, wieso komme ich gerade auf dich zu? Wer bin ich? Was will ich? Wo will ich hin? Und wie kannst du mir dabei helfen? Ich glaube, das ist ganz wichtig, das dann auch zu wissen über sich selbst und dann, ja, glaube ich, das sind so die Dinge, die man im eigenen Privaten machen kann, ohne direkt das Strukturelle oder das Systemische bekämpfen zu wollen. Fantastisch.
Stell noch mal die Frage, bitte. Luca hat ja was als Empfehlung zu den Frauen abgegeben und ihre Erfahrungen mitgegeben, was gibst du den Frauen mit? Eine Seite von mir sagt, das ist ja eine Anmaßung, man jetzt empfiehlt, was Frauen tun sollen, das ist die erste Reaktion und ich würde es eher umdrehen, ich hätte eine Botschaft an die Männer, weil wir sind wirklich jetzt lang genug durch so eine Zeit des Patriarchs gegangen und diese 5000 Jahre haben diesen Planeten echt nicht gut getan, kann man nicht sagen.
Ich meine, wir haben eine ganze Menge gelernt, vor allen Dingen aber auch, was wir nicht tun sollten oder nicht in dem Maße tun sollten und ich glaube, der Planet ist jetzt wirklich ausreichend ausgebeutet worden und was wir ganz dringend brauchen, ist, ich hatte ja vorhin dieses Beispiel gebracht mit diesem Arm, den man häufig benutzt und jetzt könnte man ja den Arm noch mal weiter hochverfolgen und dann würde man merken, okay, ich habe ein Bizeps und ein Trizeps, wenn der Bizeps jetzt also das männliche ist, dann würde ich sagen, wir tun gut daran, den Trizeps jetzt zu nutzen und auch wirklich gebrauchen zu lernen. Wir brauchen einfach mehr weibliche Energie auf diesem Planeten und das bedeutet auch, die Vorherrschaft des Männlichen aufzugeben, zurückzutreten und nach Balance-Strukturen zu suchen und das bedeutet für uns Männer, das ist ja hier ein Podcast über Emotionen, genau die Qualitäten in uns selbst auch zu entwickeln, die Frauen oft ja auch kulturbedingt ein Stück mehr entwickeln durften und aufgrund ihres Frauseins eh schon auch stärker haben. Das ist ja hormonell auch alles anders organisiert und das ist ja auch gut und richtig so, die Geschlechter sollen sich ja ergänzen.
Wir brauchen nicht noch mehr Frauen, die sich so verhalten wie Männer, ganz im Gegenteil. Wir brauchen aber auch keine Männer, die sich verhalten wie Frauen. Das ist alles wahnsinnig.
Wir brauchen Männer und Frauen, die diese andere Seite in sich entdecken und dann in den Dialog gehen und dann würden wir hier eine Welt kreieren, innerhalb von kurzer Zeit, die können wir uns jetzt gar nicht ausmalen. Das wäre fantastisch. Tolles Statement, lieber Jörn, also 100% Zustimmung von meiner Seite und was müssen wir Männer als allererstes lernen? Zuhören.
Das ist leider noch immer dieses alte Gehabe. Ich habe mal dieses Beispiel genannt, Frau kommt nach Hause und hat sich total über ihren Kollegen geärgert. Was macht der Mann als erstes? Sie volltexten und beraten, wie sie es hätte besser machen sollen.
Die Frau wollte sich, Entschuldigung, ich sage mal dieses harte Wort, die wollte sich eigentlich nur auskotzen. Der Mann geht gleich wieder in diese Rolle, ich muss dich beraten und ich muss dir jetzt zeigen, wie du es hättest besser machen können. Was für ein Quatsch.
Ich glaube, es ist ein Beispiel von ganz vielen und insofern ein tolles Statement. Wenn wir auf das Ende unseres Podcasts kommen, so langsam, wir wollen euch ja noch nicht ganz entlasten, aber so langsam rausphasen. Wir haben immer bei uns im Podcast am Ende so eine, nicht Rubrik, aber so eine Praxis, die nennt sich praktische Tipps oder der Tipp des Tages.
Und jetzt mache ich das mal ein bisschen anders und challenge euch beide mal und stelle euch jeweils eine Frage und mit dieser Frage könnt ihr ja gucken, ob ihr dann die Frage A beantwortet und den Tipp des Tages mit rausgebt. Wir fangen mal bei dir an, Luca. Welche drei Soforttipps hast du denn bei Ärger? Tipp 1 wissenschaftlich supported Bewegung in den Körper bringen.
Bewegung, okay, ja. Am besten sogar bei einer konfliktfähigen Person gemeinsam mit der Person, die einen verärgert und das dann im Gehen besprechen, das Ganze. Das wäre Tipp 2 ja schon, die Person, die einen ärgert, mitzunehmen.
Und Tipp 3 ist auch vielleicht ein bisschen banal, aber ich glaube in der Umsetzung weniger banal, als es viele denken, ist wirklich Atmen. Ja. Emotionales Atmen.
Klasse, ja. Wir haben auch schon mal hier in einer anderen Folge der Atmung angesprochen, Atemtipps ganz, ganz, ganz wichtig. Ja, super.
Andere Frage. Und dann auch Tipps. Wie gehe ich mit Angst vor wichtigen Entscheidungen um? Wie gehe ich mit Angst vor wichtigen Entscheidungen um? Was kannst du uns da mitgeben, was deiner taugt? Ja.
Also erst mal brauche ich ein Verständnis, was Angst eigentlich ist und wovor ich Angst haben kann. Erst mal, Angst und Furcht sind ja zwei unterschiedliche Sachen. Furcht ist was sehr Reales, Angst ist meistens was Konstruiertes.
Und das Interessante ist, wir können eigentlich nur Angst vor der Zukunft haben, also vor dem, was passieren könnte, nicht vor dem, was schon vergangen ist. Also hat es was damit zu tun, wie ich auf meine Zukunft schaue? Und jetzt ist ja die spannende Frage, wie schaffe ich das, also eine Welt zu konstruieren, die angstbesetzt ist? Also da muss ich, da dürfte ich bei wichtigen Entscheidungen, es geht jetzt nicht darum, im Biomarkt den richtigen Quark zu finden. Weil bei großen Entscheidungen brauche ich eine bestimmte Grundstimmung.
Also ich muss mich erst mal regulieren. Und man sagt das ja auch, da muss ich nochmal eine Nacht drüber schlafen, wenn es um wichtige Entscheidungen geht. Und Angst ist kein guter Berater, weil Angst ist neurophysiologisch, das ist ja auch belegt, Steven Porges, die ganzen Untersuchungen zur Polyvagal-Theorie und so, das im Kampfmodus und Angst ist dann getrieben, im Kampfflucht- oder Todstellmodus, besitzt nicht die, also aus dieser Haltung heraus kann ich nicht in weite, kreativ Zukunft gestalten, das geht nicht.
Ich muss also da aussteigen. Und dann von dort aus nochmal neu drüber nachdenken. Wenn mir das nicht gelingt, dann müsste ich mich an die Seite meiner Angst setzen und mich fragen, worum geht es hier eigentlich davor? Das ist so ein bisschen wie das Beispiel, das ich vorhin gebracht hatte, mit dem Unanfassbaren, dem Unbegreiflichen.
Eigentlich will ich also meine Trauer verstehen, aber da ist noch was zwischen dem Verstehen und meiner Trauer. Dann wäre in diesem Beispiel da ist was zwischen mir und meiner Zukunftsplanung und das müsste ich erstmal verstehen. Wunderbar.
Vielleicht abschließend letzte Frage an euch beiden und dann phasen wir aus. Christoph ist übrigens auch noch da, obwohl er sich sehr im Hintergrund hält. Er steuert die Aufnahme und guckt, dass sie nicht zusammenbricht, deshalb hat er sich gemutet.
Nur, dass ihr das wisst, er ist noch dabei. Letzte Frage und dann kommen wir zum Schluss. Wenn ihr in die Zukunft schaut, wohin entwickelt sich denn der Umgang mit Emotionen aus eurer Sicht? Oder andersherum, wenn ihr einen Wunsch formulieren wollt, möchtet, was wünscht ihr euch im Hinblick auf das Thema Umgang mit Emotionen? Wer gerne möchte.
Ich probiere es mal, ob ich es schön und gut zusammengefasst bekomme. Ich wünsche mir, dass wir uns kollektiv in einer Gemeinschaft verhalten und warum ist das wichtig für Emotionen? Ich glaube, um gut in einer Gemeinschaft und einem Kollektiv leben zu können, muss ich mich und meine Emotionen kennen. Ich wünsche mir eigentlich, dass die Menschen sich selber etwas besser wieder kennenlernen, ihre emotionale Vielfalt kennenlernen, angebunden sind an sich und ihre individuelle emotionale Vielfalt und die dann auch vertrauensvoll zeigen in einer Gemeinschaft und sich von dieser Gemeinschaft auch halten lassen, also auch ein Stück weit sich dieser Gemeinschaft zumuten und hingeben.
Das würde ich mir wünschen. Ich weiß, das klingt jetzt sehr abgefahren für manche. Konkret heißt das, dass ich, wenn ich meinem Kollegen auch mal wirklich euphorisch sage, wie toll ich seine Arbeit finde, dass nicht belächelt wird zum Beispiel, sondern dass sich darüber gefreut werden kann im Arbeitsalltag.
Das würde ich mir wünschen. Ich habe Sorge, dass im Zeitalter von KI unsere Emotionen noch weiter zu einem ökonomischen Gut werden. Ich finde, unsere Emotionen sind schon ein sehr großes ökonomisches Gut.
Und da würde ich mir auch wünschen, dass wir da auch wieder als Gemeinschaft einen guten Weg gemeinsam finden, diese Technologie zu nutzen und gleichzeitig unsere Emotionen, die ja auch verknüpft sind mit so unfassbar grundlegenden Dingen, nicht zu unserer Ware werden lassen, die kapitalisiert wird. Schönes Statement. Jörn? Ja, das ist eigentlich ein genialer Abschlusssatz.
Was soll ich dazu noch sagen? Vielleicht noch so ein profaner Abschluss. Emotionen sind aus meiner Sicht keine Störfaktoren, sondern sie sind Wegbegleiter. Und das gilt für das gesamte Spektrum der Emotionen.
Ich würde mir wünschen, dass Menschen sich erlauben und den Mut haben, sich mit den sogenannten schlechten Emotionen, die überhaupt nicht schlecht sind, sondern stigmatisiert worden sind, wie Scham, Schuld, Trauer, Wut, Frustration auseinanderzusetzen. Weil die sind genauso Wegweiser wie all die Gefühle, von denen wir gerne mehr hätten. Verständlicherweise.
Ich kann das super gut nachvollziehen. Aber beide Seiten zeigen uns, was wirklich wichtig ist, was wir tun oder vielleicht auch lassen sollten. Und das schließt ein bisschen auch an das, was Luca gesagt hat.
Also wir sind eine Menschheitsfamilie. Und wenn wir diesen Gedanken emotional erfassen könnten, und das ist voraus, dass wir uns in unserem gesamten Spektrum kennenlernen und uns da hinein erweitern, dann hätten wir nicht nur eine andere grundsätzliche politische Situation auf diesem Planeten, sondern wir würden auch uns ganz anders aufeinander beziehen. Auch ein sehr tiefgehendes, schönes Statement, Jörn.
Wow. Dankeschön. Auf dem nichts mehr hinzuzufügen.
Ich denke, damit sagen wir danke, Holger, Christoph, Simon, Christoph und ich. Hier 70 Minuten Podcast-Sonderfolge mit euch beiden. Ihr findet diesen Podcast natürlich bei uns später.
Ihr werdet ihn auch publizieren, diese Folge, das haben wir so besprochen. Ihr beide seid in viel Kontext unterwegs, kleiner Werbeblock, und da können sich die Menschen auch die emotionale Wegbegleitung abholen oder sie auch erlernen. Ich habe es selber mit euch gemacht, mit Jörn, mit dir und Luca, wir haben uns da auch schon gesehen.
Also ganz große Klasse. Und ansonsten bleibt uns gewogen, bleibt alle gesund. Für uns drei hier machen wir weiter mit dem 3-Männer-Podcast.
Wenn ihr uns schreiben wollt, info at 3m-podcast.de oder www.globeofemotions.com Da findet ihr uns alle. Alle fünf hier im Podcast sind auf LinkedIn zu finden. Auch das ist der kleine Werbeblock.
Und nochmal viel hamburg v.i.e.l. Und da findet ihr auch noch ganz, ganz viel zum Thema Coaching und Ausbildung und auch Emotionen. In diesem Sinne, ganz, ganz lieben Dank an euch. Holger, Christoph, Jörn und ganz, ganz lieben Dank.
Und ich hoffe, wir sehen uns mal bald emotional wieder. Ganz lieben Dank. Dankeschön.
Dankeschön. Tschüss. Ciao.
Danke. Vielen Dank, dass ihr dabei gewesen seid. Wir freuen uns auf euer Feedback auf www.3m-podcast.de Und sollte es Themen geben, die euch so sehr interessieren, wie gesagt, könnt ihr diesmal in eurem Podcast kutieren.
Schreibt uns eine Mail an info3m-podcast.de